Aus dem Privat- und Arbeitsleben sind digitale Technologien nicht mehr wegzudenken. Sie haben die Art und Weise der Kommunikation, der Zusammenarbeit und der Freizeitgestaltung grundlegend verändert. Diese Veränderungen bezeichnen die digitale Transformation.
Grundlage der digitalen Transformation ist die zunehmende Verbreitung digitaler Technologien. Die Nutzung neuer digitaler Lösungen wird als Digitalisierung bezeichnet. Es werden zwei Formen der Digitalisierung von der digitalen Transformation abgegrenzt, wie in der nachfolgenden Abbildung dargestellt. So kann die Digitalisierung einerseits die Umwandlung von analogen Daten und Informationen ins Digitale (unter der Verwendung von Binärziffern) darstellen. Im Englischen wird dabei von "digitization" gesprochen. Dies ist die Grundlage für die zunehmende digitale Speicherung, Übertragung und Verarbeitung von Informationen durch digitale Technologien, die im Deutschen ebenso als Digitalisierung bezeichnet wird - dies wird im Englischen als "digitalization" bezeichnet. Davon wird die digitale Transformation abgegrenzt als das Ergebnis der Digitalisierung, indem digitale Technologie weitreichend genutzt wird und zu einer Verbesserung, Erweiterung und Entwicklung von Leistungen beiträgt.
Abgrenzung von Digitalisierung und digitaler Transformation:

Die Digitalisierung wird auch als zweites Maschinenzeitalter der Menschheit (the Second Machine Age) beschrieben. Damit werden Parallelen zur Industriellen Revolution und den tiefgreifenden Auswirkungen der damaligen technologischen Entwicklungen gezogen: So wie die Dampfmaschine es damals ermöglichte, die bisherigen Grenzen der mechanischen Energie zu überschreiten, ermöglicht die Digitalisierung nun, die bisherigen Grenzen der mentalen Kraft auszuweiten. Durch die Digitalisierung werden Fortschritt und Entwicklung vorangetrieben. Als fundamentale Treiber dieser Transformation werden drei Kräfte identifiziert:
Zur Erklärung des exponentiellen Wachstums wird auf Moore's Law (Mooresches Gesetz) verwiesen. Dies bezieht sich auf Gordon Moores Prognose aus dem Jahr 1965, ausgehend von empirischen Beobachtungen, dass sich die Rechenleistung in jeweils einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren verdoppeln würde. Diese Annahme bewahrheitete sich. Damit wird ein exponentielles Wachstum erreicht, das immer schnellere und größere Entwicklungssprünge ermöglicht.
Daher können bei weiter anhaltendem exponentiellen Wachstum auch zukünftig gravierende Auswirkungen erwartet werden. So wirkt sich Moore's Law nicht nur auf die Rechenleistung, sondern auf viele andere Elemente der Computerhardware, wie Speicher oder Sensoren, aus. Damit treibt Moore's Law als Taktgeber im Hintergrund die gesamte Wirtschaft an. Auf diese Weise wird die Informationstechnologie (IT) immer schneller, günstiger, kleiner und leichter. Es können Aktionen durchgeführt werden, die zuvor nicht vorstellbar waren, wie z.B. das mobile Zahlen mit einem Smartphone.
Durch diese Entwicklung breiten sich die digitalen Technologien und damit auch die Digitalisierung immer weiter aus. So werden immer mehr Informationen digitalisiert und in digitaler Form verarbeitet. Dabei treibt die nahezu kostenlose Reproduktion von digitalen Informationen die Entwicklung weiter voran, es entstehen neue Wege der Wissensgenerierung (ausgehend von Informationen entsteht Wissen, wenn diese Informationen aufgenommen, kontextualisiert, bewertet und auf zu lösende Probleme bezogen werden) und höhere Innovationsraten. Mit zunehmender Digitalisierung von Informationen können diese für Foschung und Entwicklung eingesetzt werden. So lassen sch auf Basis von oftmals frei verfügbaren Daten, wie beispielsweise Suchanfragen, Daten aus sozialen Medien oder digitalisierten historischen Dokumenten, Prognosen erstellen.
Ein Beispiel für datenbasierte Prognosen stellt Googles Versuch dar, den Verlauf von Grippewellen vorherzusagen. Durch einen Abgleich von Suchbegriffen wie "Husten" oder "Fieber" mit dem tatsächlichen Krankheitsverlauf wurden Modelle gebildet, die eine Prognose zukünftiger Verläufe ermöglichen sollten. Jedoch waren die Modelle in diesem Fall nicht ausgereift genug. Zum Beispiel wurde der Ernst der Schweinegrippe im Jahr 2009 verkannt. Gründe dafür lagen in falschen Annahmen zur Entwicklung der Gesellschaft und gezogenen Schlüssen, wie etwa, dass alle Personen, die entsprechende Suchbegriffe nutzen, auch tatsächlich erkrankten. Gleichzeitig ermöglichen digitale Informationen eine verfeinerte Auswertung und ein verbessertes Verständnis der Vergangenheit. Durch die Verbesserung von Verständnis und Vorhersagen werden schließlich Innovationen gefördert.
Diese Innovationen zeichnen sich v.a. durch die Kombination verschiedener digitaler Technologien aus, was durch die wachsende Verfügbarkeit digitaler Daten weiter beschleunigt wird. Gleichzeitig fördern digitale Technologien auch die Produktivität neuer Lösungen untereinander. Das autonome Fahren ist ein Beispiel, an dem deutlich wird, wie durch Kombination Innovationen entstehen. Die Basistechnologie (weit verbreitete Technologie, die den aktuellen Standard darstellt) des Automobils wird mit den digitalen Daten neuer Sensoren und künstlicher Intelligenz kombiniert, sodass ganz neue Lösungen entwickelt werden können, aber auch die Kombination von Objekten und Menschen durch das Internet of Things ermöglicht bisher ungeahnte innovative Lösungen.
Die Digitalisierung allein stellt für Unternehmen kein neues Phänomen dar. Diese ist bereits seit Jahrzehnten, seit der Erfindung des Mikroprozessors und des Internets, allgegenwärtig. Jedoch wird durch die Digitalisierung ein Wandel ausgelöst, der über die Technologienutzung hinausgeht. Unternehmen stehen heute einer veränderten Umweltsituation gegenüber, die durch das Akronym VUCA (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) beschrieben werden kann. So müssen sich Unternehmen, um in einer digitalen Welt weiterhin wettbewerbsfähig bleiben zu können, auch mit Aspekten der Führung, Organisation, Kultur und Weiterbildung beschäftigen, die sich aufgrund der Digitalisierung verändern. Vor diesem Hintergrund betont die digitale Transformation v.a. den Wandel, der durch die Digitalisierung entsteht.
Die digitale Transformation befasst sich "mit den Veränderungen, die digitale Technologien im Geschäftsmodell eines Unternehmens bewirken können und die zu veränderten Produkten oder Organisationsstrukturen oder zur Automatisierung von Prozessen führen". Vier Eigenschaften charakterisieren die digitale Transformation: "Unausweichlichkeit, Unumkehrbarkeit, ungeheure Schnelligkeit und Unsicherheit in der Ausfühung". Die Unausweichlichkeit ergibt sich maßgeblich durch gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends. Demografie, Urbanisierung und Globalisierung machen die weitreichende Nutzung digitaler Lösungen notwendig. Durch die weite Verbreitung digitaler Lösungen kommt es durch einen Zugewinn an Komfort zu Gewohnheitseffekten. Damit wird die digitale Transformation unumkehrbar. So müssen Unternehmen gleichzeitig immer schneller auf Veränderungen reagieren und sich anpassen.
Ein Beispiel für diese Schnelligkeit ist die zunehmende Differenzierung von Produktherstellern über Dienstleistungen. So entwickelten beispielsweise verschiedene Automobilhersteller mit Carsharingangeboten neue, systemlösungsorientierte Geschäftsmodelle, welche die Mobilität und nicht mehr das physische Produkt als Nutzen in den Vordergrund stellen. Diese Entwicklung war vor wenigen Jahren noch nicht absehbar. Dies zeigt, wie unvorhersehbar und unsicher die digitale Transformation ist. So verändern sich digitale Technologien so schnell, dass ganze Branchen sich in kurzer Zeit ganz neu darstellen.